Offiziell ist Malaysia ein multikonfessionelles Land mit einer säkularen Verfassung, die allen Ethnien Gleichberechtigung einräumt. Tatsächlich ist jedoch der Islam, dem etwa 65% der malaysischen Bevölkerung als Sunniten angehört, Staatsreligion. Andere Zweige des Islams sind verboten. Wie in anderen Teilen der islamischen Welt gab es auch in Malaysia in den letzten Jahren eine Veränderung hin zu einer eher konservativen Auslegung des Islams, die sich vor allem gegen den als Bedrohung empfundenen westlichen Einfluss und die damit verbundene “Sittenlosigkeit” richtet. Die muslimische Bevölkerung Malaysias folgt dem islamischen Gesetz der Scharia; das Konvertieren zu einer ander Religion ist verboten.
Die chinesischen Bevölkerungsgruppen Malaysias sind zum großen Teil Buddhisten oder folgen noch älteren chinesischen Lehren wie dem Konfuzianismus und dem Taoismus. Das Christentum als Religion ist in Malaysia wenig verbreitet, mit etwa 10% der Bevölkerung, die sich Christen nennen. Die meisten Christen finden sich in den chinesischen Bevölkerungsteilen, sowie unter den ethnischen Ureinwohnern von Borneo im heutigen Ostmalaysia, die sich für christliche Missionierungsversuche offener zeigten als die muslimische Bevölkerung in Westmalaysia.
Die indisch-tamilische Minderheit Malaysias, die etwa 6,5% der Bevölkerung ausmacht, hängt dem Hinduismus an, der vor allem durch die farbenprächtigen Tempel in größeren Städten sichtbar ist. Kleinere Glaubensgemeinschaften bilden Sikhs, Jains und Baha’i, während das Judentum in Malaysia seit mehreren Jahrzehnten als ausgestorben gilt. Malaiische Ureinwohner, die so genannten Orang Asal, folgen teilweise noch ihrem uralten animistischen Glauben an heilige Berge, Flüsse und Bäume sowie übernatürliche Geister. In Ostmalaysia machen die Orang Asal etwa 50-60% der Bevölkerung aus und verteilen sich über 64 unterschiedliche ethnische Gruppen. In Westmalaysia sind sie dagegen fast vollständig verschwunden.
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Erfolgreicher Multikulturalismus in Malaysia
Trotz des Erstarkens konservativer islamischer Kreise gilt Malaysia nach wie vor als Musterbeispiel eines multikulturellen Zusammenlebens von unterschiedlichen Religionen. Buddhistische Feste, vor allem das chinesische Neujahr, werden in ganz Malaysia groß gefeiert und im Gegensatz zur Lage in vielen arabischen Ländern können Buddhisten, Christen und Hindus ihre Religion offen in Tempeln und Kirchen praktizieren. Das chinesische Neujahrsfest und das indische Lichterfest Diwali sind ebenso offizielle Feiertage in Malaysia wie das christliche Weihnachtsfest. In Ostmalaysia gilt auch der Karfreitag als offizieller Feiertag.
Zu den wichtigsten Heiligtümern des Landes gehören der farbenprächtige buddhistische Kek Lok Si Tempel auf der Insel Penang und die hinduistischen Batu Caves am Stadtrand von Kuala Lumpur. Zu den wichtigsten Kirchen des Landes gehört die St. John’s Cathedral in Kuala Lumpur. Der Bau neuer Kirchen ist zwar nicht offiziell verboten, wird aber von den Behörden extrem erschwert.
Tourismus und Religion
Touristen, die Malaysia bereisen, werden mit der jeweiligen Religion vermutlich nur in Form von Besichtigungstouren in Berührung kommen. Dabei gilt nicht nur für Moscheen, sondern auch für chinesische und hinduistische Tempel der übliche Dress Code für religiöse Stätten: Schultern und Knie sollten bedeckt sein, Schuhe vor dem Eingang ausgezogen werden.
Die prächtige Nationale Moschee von Kuala Lumpur (Masjid Negara), die 15.000 Besucher fasst, hält für weibliche Touristen Abayas und Kopftücher zum Überziehen bereit. Malaiische muslimische Frauen tragen fast grundsätzlich Kopftücher in der Öffentlichkeit, sind aber wesentlich sichtbarer als in den meisten arabischen Ländern, z.B. auch als Polizistinnen oder in Geschäften und Märkten.