Seit der britische Kolonialbeamte Hugh Low im März 1851 als erster Mensch überhaupt den 4.095 m hohen Mount Kinabalu in Malaysia bestieg, haben es ihm Millionen Besucher aus aller Welt nachgetan. Der Mount Kinabalu (früher Mount Kota Kinabalu) ist bekannt dafür, einer der zugänglichsten Gipfel der Welt zu sein, den auch ungeübte Bergsteiger ohne Spezialausrüstung bezwingen können. Der älteste Mensch, der den Gipfel erreichte, war ein 80-jähriger Mann, während einheimische Kinder hier schon zu klettern beginnen, wenn sie gerade mal das Laufen gelernt haben.
Und während sich die heutigen Wanderer an gut markierten Routen und Seilen orientieren können, musste sich Hugh Low den Weg mit seinen Begleitern noch selbst suchen. Damit nicht genug: Da die eingeborenen Stämme glauben, dass der Mount Kinabalu Sitz der Geister der Verstorbenen ist, musste ein Korb mit Quartzkristallen und Zähnen mitgenommen werden um die Geister zu besänftigen. Später wurden auf dem Gipfel sogar Hühner geopfert – eine Praxis, die heutigen Bergsteigern glücklicherweise erspart bleibt.
Lows Gully
Nach Hugh Low ist nicht nur der Gipfel (Low’s Peak) benannt, sondern auch Low’s Gully, eine 1.800 Meter tiefe Kerbe an der Nordflanke des Kinabalu, die zu den am wenigsten erforschten Orten nicht nur von Malaysia sondern der Welt gehört. 1994 versuchte sich eine Gruppe englischer Armeeangehöriger an einem Abstieg zum Boden der Schlucht, von denen nur fünf das Ziel erreichten. Fünf andere saßen 16 Tage lang an einem Abhang fest, ehe sie von der malaysischen Armee und der Royal Air Force gerettet werden konnten.
Der Kinabalu sollte von Wanderern nicht unterschätzt werden. Die höher gelegenen Bereiche des Berges sind oft von dichtem Nebel eingehüllt und die Granitfelsen können bei Regen sehr rutschig sein. Besucher müssen sich auch auf unterschiedliche Klimazonen einstellen: Am Boden herrscht das subtropische Dschungelklima von Borneo bzw. Malaysia, während die Temperaturen am Gipfel nur knapp über 0 Grad liegen. Warme Kleidung, Mütze und Handschuhe sind erforderlich!
Wer den Gipfel erreicht hat, wird mit einer einzigartigen Aussicht über Borneo belohnt. An klaren Tagen (die jedoch selten sind) reicht der Blick über das tiefblaue Südchinesische Meer bis zu den Philippinen.
Besteigung von Mount Kinabalu
Theoretisch kann der Mount Kinabalu innerhalb eines Tages bestiegen werden, doch die meisten Wanderer ziehen eine Zwischenübernachtung in Laban Rata 2 Kilometer unterhalb des Gipfels vor. Dies ist nicht nur wesentlich erholsamer, sondern ermöglicht auch eine geruhsamere Entdeckung der Natur entlang der Flanken des Berges. Wer nach Erreichen des Gipfels noch über genügend Energie verfügt, kann zusätzlich den Via Ferrata Klettersteig in 3.500 Meter Höhe ausprobieren. Der höchstgelegene Klettersteig der Welt bietet drei verschiedene Touren mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, die etwa 2 bis 5 Stunden in Anspruch nehmen. Wer sie nach der Gipfelbesteigung am frühen Morgen ausprobieren will, sollte noch genügend Zeit für die Rückkehr zum Visitor Center am gleichen Tag einplanen.
Wer auf den Gipfelsturm verzichten will, findet rund um das Visitor Center mehrere Wanderwege von unterschiedlicher Länge. Kürzere Strecken führen zu den Schutzhütten auf dem Bukit Burung oder auf dem benachbarten Bukit Tupai (Bukit ist das malaiische Wort für Hügel), während der längere Kiau View Trail einen weiten Bogen vom Visitor Center zum Parkeingang schlägt. Der dreistündige Liwagu Trail folgt dem Lauf des gleichnamigen Flusses bergauf bis zum Timpohon Gate, wo der Wanderweg zum Gipfel beginnt. Rund um den Parkeingang und das Visitor Center befinden sich mehrere Hotels und Lodges, die günstige Übernachtungsmöglichkeiten anbieten, sowie Restaurants, Cafés und natürlich Souvenir Shops.